Besonders in den letzten beiden Jahrzehnten hielten negative Aussagen verstärkt Einzug in die Werbewelt, bspw. Gewalt, Straftaten, (gesetzlich verbotene) Lügen, Mobbing (z.B. Beleidigungen), Dreistigkeit, Bildungsdefizite, Geschmacklosigkeiten und auch eine auffallende Einfallslosigkeit. Beispiele.
In zurückliegenden Ikea-TV-Werbungen wurde der Beifahrer aus dem fahrenden Auto geworfen (Körperverletzung) und es tauschten Eltern das Schloss der Wohnungstür aus, um dem Sohn
den Zutritt zu verwehren (Hausfriedensbruch).
Der Energiekonzern EnBW griff in seiner zurückliegenden TV-Werbung zur bekannten Zeichentrickserie Tom + Jerry. Es wurde der Schwanz des Katers in die Steckdose gesteckt (Körperverletzung), trotzdem sich alle Welt anstrengt, gerade Unfälle dieser Art mit Kindersicherungen zu vermeiden.
Der Baumarkt Hornbach ohrfeigte über viele Monate hinweg seine Kunden (Körperverletzung).
Ein Brillenhersteller beschrieb das Gehirn der Kunden seiner Konkurrenz als walnussgroß (Mobbing).
Die Firma Telegate („da werden Sie geholfen“) warb für ihr Unternehmen mit „geistiger Flatrate“, grammatikalischer Fehler über einen längeren Zeitraum eingehämmert in sicher Tausende von Kinder- und Jugendköpfen – die armen Lehrer (weil solche Slogan nicht witzig sondern verantwortungslos sind). Kinder, die den Fehler erkannten fragten, ob die Werbeleute und die Telegate „legasthenie-krank“ seien.
Müller-Milch benutzt seit Jahren ein Chamäleon, das Fruchtjoghurt fressen will. Zur Ernährung dieser Spezies gehört ausschließlich tierische Nahrung, weder Früchte noch Joghurt. Wie viele Kinder und Jugendliche müssen in der Schule umlernen und blamieren sich, wie dieses Unternehmen? Offensichtlich handelt es sich hier um größere Bildungsdefizite von Werbern und Unternehmen.
Nun werden veröffentlichte Fehler und Bildungsmängel gern „weggelogen“ mit der Ausrede, dass sie beabsichtigt seien – zu unglaubwürdig.
Mehrere Kosmetikhersteller gaukeln immer wieder mit (gesetzlich verbotenen) Lügen das Versprechen vor, Altersfalten reduzieren oder gar beseitigen zu können (Betrug). Hier scheint
es sich um eine völlige Resistenz gegenüber gesetzlichen Bestimmungen zu handeln.
In diesem Zusammenhang fällt die teils witzige, teils flache Red-Bull-Werbung auf („Red Bull verleiht Flüüüügel“). In den USA brachte dieser Werbe-Slogan im Jahr 2013 eine Klage ein, die
mit einer Entschädigungs-Zahlung Red Bulls von 13 Mio. $ endete, weil die Amerikaner nach
dem Drink eben keine Flügel – weder körperlich noch geistig – verspürten. Dagegen machte die Red-Bull-Werbung 2014 in Deutschland mit einem originellen „Anti-Gewalt“-TV-Spot auf sich aufmerksam (angedeutete Gewalt: ein Schaf wird von Wölfen bedroht und „wirft Stöckchen“). Wir finden hier eine Konfliktlösung mit Humor, mit Ideen, in diesem Fall eine Metapher, die „Dummheit der Gewalt“ mit cleveren Einfällen zu parieren. Eine derartige Werbung begeistert natürlich die Gewaltpräventiven.
Gewalttätiges Verhalten bzw. Straftaten werden auch über den Informationsträger Werbung vermittelt und über die Wiederholungen tief im Unterbewusstsein verankert, daher unser Fokus
auf TV-Werbung. Gerade Fiktionen (Darstellungen in Computerspielen, Fernsehen, Filmen etc.) verharmlosen Gewalt, lassen sie akzeptabel erscheinen, zur Gewohnheit werden und in das
eigene Verhalten übergehen.
Es wäre für Heranwachsende wertvoll und auch wichtig, Werbung mit Produkten und Unternehmen zu verknüpfen, welche Werte vermitteln, welche Sinn, Witz, positive Ausrichtung u.ä. erleben, d.h. Intelligenz, Intellekt, Wertvolles im Sinne von Sozialem zur Ikone für junge Menschen werden lassen.
Daher unsere Aktivitäten, die Aufmerksamkeit auf Wertvolles in der Werbewelt zu richten und Herausragendes hervorzuheben, hier unsere Auszeichnungen:
2004 / Deutsche Bahn AG
TV-Spot aus der Serie „Die Bahn macht mobil“
„Na, auch keine Hausaufgaben gemacht?“ Aufgewecktes Kind bringt Manager in Nadelstreifen zum Nachdenken und einer ganz persönlichen „authentischen“ Aussage.
Erfrischender TV-Spot über den effizienten Umgang mit unserem wertvollsten Gut „Zeit“.
2004 / Caritas e.V.
TV-Spot „Not sehen und handeln“ (Sperma-Reise)
Die Entstehung des Lebens beginnt mit Sperma und Eizelle – unbeschwertes Kinderlachen.
Vorausschau auf die zukünftigen Berufe und – auf menschliche Schicksale, denn keiner weiß, was das Leben für ihn bereit hält.
Die Bedeutung sozialer Aufgaben bewusst machen – mit Nachdenklichkeit und Verantwortungsbewusstsein.
2003 / Lesen und Schreiben e.V.
Gewalt und Mobbing mit Augenzwinkern
Historische wie moderne Helden bedienen sich oft und gern der Gewalt.
Dem fechtenden Zorro nutzt sein Einsatz nichts, denn er gehört zur
Gruppe der Analphabeten, worüber sich die Knastbrüder amüsieren und
weshalb er seine angebetete Schöne verliert.
Eine witzige Aufforderung, Lesen und Schreiben zu lernen.
2001 / Bonduelle
Zwei TV-Spots aus der Serie „Einfach ein Gedicht …“
Werbung mit Verwöhnanliegen und Gedichten in Reimform – kulturelle Akzente.
Vater & Sohn
liebevoller elterlicher Ausgleich von Misserfolg und Frustration