Wie sich Kinder aus dem Internet kritische Inhalte aneignen

Es geht um Kinder, um Jungs im Alter von ca. 9 bis ca. 11 Jahren (Grundschule), die gerade mal Lesen und Schreiben lernen und die ihr Taschengeld im Internet-Café „verspielen“. Es sind Kinder, die keine Gelegenheit auslassen zu betonen, wie Scheiße sie Lehrer und Schule finden. Sie benehmen sich extrem frech, verlogen, dreist, hemmungslos.
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Frage: Wissen die betroffenen Eltern, wofür das Taschengeld ausgegeben wird, welche gewalttätigen Inhalte sich ihre Kinder am Computer “reinziehen“ und wie sich diese Inhalte auswirken ?

Vollständiger Artikel (2011)


 

 

 

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3 Kommentare zu Wie sich Kinder aus dem Internet kritische Inhalte aneignen

  1. Rosemarie Ringeisen, Großmama, Akademikerin und Hausfrau sagt:

    Ich möchte meine Gedanken zur Zukunft aussprechen.

    Es wird von vielen Menschen die Beobachtung bestätigt, dass mehr und mehr Kinder wie Jugendliche Mühe haben, sich Lehrstoff anzueignen und gleichzeitig in die Gewalt flüchten, auf gedankliche wie reale Weise. Die Gewalt „leckt Wunden“, sie bedient die Gefühle, aus der Frustration heraus Rache gegen die „böse und ungerechte“ Welt auszuleben und sich Genugtuung zu verschaffen. Die Gewalt vermittelt ihnen eine empfundene Macht und das Gefühl, Bedeutung zu bekommen. Mit Gewalttätigkeit können gerade Kinder und Jugendliche ihre „Widersacher“ niedermachen und sich das subjektive Gefühl von „Anerkennung“ und „Ansehen“ verschaffen. Hier versagen Gesellschaft und Erziehung seit vielen Jahren schon.

    Was haben wir an Folgen von dieser sich bereits über Jahrzehnte hinziehenden Entwicklung zu erwarten? Generationen, die ein Minimum an Schulbildung aufweisen, aber von Gewalttätigkeit im Kopf bestimmt sind. Wo finden diese Menschen einen Platz in der Gesellschaft? Überall dort, wo Gewalt praktiziert wird, das sind Militär- und Polizeiapparat, auf der anderen Seite mafiose und andere illegale Strukturen. Denken Sie an den Umstand, wie allein das Tragen von Uniform und scharfer Waffe das Selbstbewusstsein hebt, etwas zu sagen zu haben und über andere Menschen bestimmen zu können (zu meiner Betrübnis sind es nicht Bildung und Kenntnis der Gesetzesvorgaben!).

    Ich konnte in mehreren Situationen live und im Fernsehen beobachten, dass auch die Polizei unseres Staates nicht de-eskalierend auftritt, sondern provoziert (und zwar wird zunächst der natürliche Respekt-Abstand gezielt unterschritten und danach beginnen Tätlichkeiten, einen Zivilisten mit dem Griff an die Schulter zurückzustoßen!). Die Journalisten berichten nicht selten über Ausschreitungen seitens der Demonstranten, die in vielen Situationen die eigentlichen Opfer solcher Provokationen werden. Polizisten sind geprägt vom selben Verhaltensmuster, sie werden (für jedermann sichtbar) dazu ausgebildet. Wäre es abwegig, dass sie in Uniform wie als „Zivilisten“ auftretend provozieren, um die Demonstranten zu diskriminieren und damit die sinnvollsten Anliegen einer Demonstration (siehe Atomkraft) zunichte machen sollen? Sind das Schritte in Richtung Polizeistaat? Auf alle Fälle werden die Demokratie unterhöhlt und der Bürger entmündigt.

    Und dazu braucht man Menschen, die von der Gewalt im Kopf bestimmt werden und deren persönliche Defizite die Ausnutzung dieser Defizite zulassen. Diese Menschen begreifen nicht, dass sie sich vor die Interessen der anderen spannen lassen, die nicht die ihren sind, wie das Thema Atomkraft immer wieder bestätigt. Es sollten sich viel mehr Menschen an der richtigen Stelle engagieren, betont im sozialen Bereich, denn nur er hält die Gesellschaft zusammen und eben nicht die Gewalt (die immer wieder Gewalt hervorbringt).

    Zu den Beispielen gehören die Demonstrationen gegen Banken und Finanzsystem. Einige Menschen sind so mutig, öffentlich und friedlich ihre Meinung gegen Banken zu zeigen – das ist völlig legal und bewegt sich im Gesetzesrahmen. Diese Demonstranten werden von der Polizei mit fadenscheinigen Begründungen festgenommen. Wer lässt sich hier vorspannen und wer hat ein Interesse an Generationen mit wenig Schulbildung aber mit Gewalt im Kopf?

    Ich denke manchmal mit Grausen an die Zukunft, die uns noch bevorsteht in Bezug auf die Gewaltentwicklung, die Zerstörung der Umwelt, den Klima-Crash, die Zunahme der Armut (auch in Deutschland, einem der führenden Industrieländer!), in Bezug auf nicht geahndete grobe Rechtsverstöße, auf die Bildungsschere, die rigorose Ausbeutung der Natur (z.B. Überfischung der Ozeane, Abholzung der Regenwälder) usw. usf.

    Wenn Bildung fehlt, kann der Mensch eben nicht begreifen …

    Was können wir dagegen tun?

  2. Hannes Lewer, Großvater, Abteilungsleiter im Ruhestand sagt:

    Ich habe das auch schon beobachtet, dass Polizisten mit demselben Vorgehen provozieren, zuerst den üblichen Abstand zwischen Menschen unterschreiten und dann an der Schulter zurückstoßen. Wenn die in Zivil sind, hält man sie für provozierende Demonstranten, die Prügeleien auslösen. Kein Mensch kommt auf die Idee, dass dahinter die Polizei in Zivil stecken könnte. Mir gibt zu denken, dass ein Trend zur Brutalität zu beobachten ist. Bei Stuttgart 21 sind die Übergriffe der Polizei auf friedliche Demonstranten öffentlich geworden, schwere Körperverletzung, in einem Fall Erblindung.

    Der hochinteressante Beitrag von Rosmarie trifft den Nagel auf den Kopf. Das Triangelum von Gewalt, Macht und Vermögensanhäufung bestimmt das Leben der Gesellschaft, persönlicher Reichtum ist das oberste Gebot. Dazu sind, wie man sieht, scheinbar alle Mittel erlaubt, von Unmoral bis Rechtsbrechung und Rechtsbeugung.

    Ein Beispiel für offene Gesetzesverstöße (Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung) ist Wulff, CDU, der seine politische Stellung (Ministerpräsident) offensichtlich mehrfach missbrauchte. Kürzlich beantragte er laut Medien mit knallharter Unverfrorenheit den Ehrensold von 200.000 Euro pro Jahr, obwohl er ja gerade keine Ehre gezeigt hatte. Der Bürger fragt sich zu Recht, welche Gegenleistung Wulff im Amt des Bundespräsidenten und für diese hohe Entlohnung erbracht hat. Empfänge geben und Hände schütteln? Das ist keine „Leistung“ im Sinne von Arbeit, im Sinne von Werte schaffen, Empfänge geben und Hände schütteln erfordert gar kein Honorar, das kann wohl jeder. Welche Maßstäbe an Politiker sollten welche Qualität einfordern und für ihre Absetzung sorgen?

    Anhand der Geschichte der letzten Zweitausend Jahre lässt sich die Wiederkehr unerträglicher Zustände erkennen. Der Auslöser ist ein extremes Eigentumsgefälle, Armut und Hungersnöte, das Auftreten von Krankheiten und Seuchen, gefolgt von Kriminalität, Unruhen, Revolutionen. Diese Zustände mündeten regelmäßig in eine „neue“ Moral, nämlich in die Abschaffung

    – des „Sklaventums“ (Beispiele Römisches Reich, Vereinigte Staaten von Amerika),
    – der „Leibeigenschaft“ (Beispiel leibeigene Bauern in Europa, Russland, Asien),
    – des bäuerlichen „Frondienstes“ (Beispiel Europa),
    – der Ausbeutung durch die Religionen (Beispiel Ablasshandel, Reformator Luther),
    – des Verkaufs von Soldaten (Beispiel Eigentumsdenken in Deutschland bis ins 18. Jhd., um Luxus zu finanzieren!),
    – von industrieller Ausbeutung und Armut

    Das sind historisch bekannte Etappen, die aus der Schulbildung im Gedächtnis von jedem sitzen müssten.

    Und immer wieder ging und geht es in Aufständen und Revolutionen um die Verbesserung der Lebensbedingungen, um den Wohlstand von allen und nicht nur von wenigen und um dasselbe Ziel:
    Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit, dazu Demokratie (die Mitbestimmung aller) und die Gerechtigkeit in der Verteilung der Güter, die ja gerade von den „unteren Schichten“ erwirtschaftet worden waren (welcher Kaiser, König, Fürst hat jemals mit seinen Händen Produkte geschaffen???).

    Jede Revolution wurde ausgelöst von denjenigen Menschen, die so arm waren (aus dem Wirtschaftskreislauf der Gesellschaft ausgegrenzt), dass sie sich nicht mehr ernähren konnten, die nichts zu verlieren hatten. Und weil kein Wohlhabender und Mächtiger freiwillig etwas von Macht und Reichtum (Luxus) abgeben wollte, verliefen die Revolutionen blutig mit Tausenden (bzw. Mio.) von Toten. Am blutigen Vorgehen hat sich bis in unser Jahrhundert nicht viel geändert, Beispiel die arabischen Revolutionen seit 2011.

    Die Machthabenden benutzen Handlanger (Polizei, Militär usw.), die sich für die blutige Arbeit hergeben. Die Handlanger (sonst nur Empfänger von Befehlen) bekommen eine Zeit lang die „Macht“ und zwar zum Töten, sie sind gedrillt aufs Töten und haben „Lust“ am Töten, am Foltern. Sie lassen sich vor die Interessen der anderen spannen, ohne zu begreifen. Diejenigen, die begriffen haben, laufen zu den „Aufständischen“ über, weil dort ihre wirklichen Interessen vertreten sind.

    Ein Umstand scheint mir dabei noch erwähnenswert. Um in eine bestimmte Position gehoben zu werden, bedient man sich der „revolutionären Kraft“ der unteren Schichten, die sich anstrengen weil sie glauben, dass sich etwas ändert, jedoch belogen und betrogen werden. Denn nach der Machtübernahme stürzt man sie nach und nach zurück in die Armut, krasses Beispiel Napoleon (vom Revolutionär der „bürgerlichen“ Revolution zum selbst gekrönten Kaiser, auch er ist für Mio. von Toten verantwortlich).

    Die industrielle Ausbeutung und Armut und ihre Struktur wurden bis heute nicht beseitigt (hier ist die Struktur festgefahren), sie sind global anzutreffen, Beispiele Europa genauso wie Asien, Amerika und die USA, Afrika und Australien. Auch Deutschland kann sich davon nicht freisprechen, zu den Ländern zu gehören, in denen Menschen zu „Hungerlöhnen“ arbeiten oder von „Hunger-Beträgen“ leben müssen. Die Medien sprechen inzwischen von 2 bis 2,5 Mio. Armen in Deutschland. Denken Sie an den Umstand, dass viele Arbeitende trotz Vollbeschäftigung finanzielle Unterstützung vom Sozialamt beantragen müssen, weil sie ohne soziale Hilfe ihr Leben nicht finanzieren können. Diese politischen Fehler verbieten sich von selbst, sie sind nicht tragbar, sie sind nicht zu verantworten. Und jeder Wähler macht sich hier mitschuldig.

    Obwohl wir historisch gesehen noch nie ein so großes Bruttosozialprodukt erwirtschaftet haben wie heute, ist die Gesellschaft nicht bereit, alle Menschen daran zu beteiligen. Im Gegenteil, die Spirale erreicht in unserer Zeit und in Deutschland wieder die Armut. Ich sehe in Hartz IV eine Form moderner Enteignung, das fleißig und schwer Erarbeitete und Zusammengesparte verhökern zu müssen (zu Dumpingpreisen), anstatt einen Arbeitsplatz zu bekommen. Peter Hartz (VW-Vorstand) hatte offensichtlich kein Interesse und besaß kein Knowhow, Arbeitsplätze zu schaffen statt Menschen zu enteignen, etwas für die Menschen statt gegen sie zu tun. Er setzte mit seinen „Reformen“ an der sozialen Schraube an (genau bei den Menschen, die sich nicht wehren können) und zwar im Auftrag der Politik von Kanzler Schröder und der SPD.

    Helmut Schmidt, Bundeskanzler von unerreichtem Format und Volkswirtschaftler, sagte in seiner Rede auf dem SPD-Parteitag am 04.12.2011, dass sich die Finanzwelt die Macht aneignete und die Politik das zuließ – welche diplomatische Formulierung für ein Desaster riesigen Ausmaßes, das sogar ganze Staaten in die Pleite treibt!

    Dieses Desaster ist kein „Phänomen“ (vergleichbar mit einer nicht zu beeinflussenden Naturkatastrophe), wie neulich von der Bundeskanzlerin Merkel in einer von den Medien ausgestrahlten Rede formuliert, sondern es ist eine von Menschen gemachte Struktur mit dem Ziel, Kapital abzuziehen. Und das Kapital „verschwindet“ nicht, wie man immer glauben machen will, sondern es wandert wie eh und je in private und einseitige wirtschaftliche Kanäle, z.B. in die der Banker und Banken. Das angebliche „Phänomen“ blendet Politiker anscheinend so stark, dass die (von Banken erwirtschafteten gigantischen) Defizite mit Hilfe der Politiker immer wieder aus Steuergeldern ausgeglichen werden. Jeder, der an der Börse „spekuliert“ weiß, dass er das Risiko eingeht zu verlieren. Banken und Politik wälzen die Verluste auf den Steuerzahler ab, aus meiner Sicht ist das kriminell. Ackermann verdiente am Crash, sein Gehalt stieg (2009/2010) auf knapp 9 Mio. Euro pro Jahr. Die praktizierte Moral ist unerträglich. Die Medien sprechen übrigens von einer jährlichen Steigerung der oberen Führungsgehälter um 15 % jährlich.

    Es gibt nur eine Lösung und die steckt in der Abschaffung dieses angeblichen „Phänomens“ und in der Einführung neuer Strukturen und neuer Inhalte, also in einer wirklichen Weiterentwicklung. Seit über 3 Jahren müssten sich die Steuerzahler und der Bund der Steuerzahler eindeutig zur Wehr setzen. Warum lassen sich die Steuerzahler, die Wähler, die Bürger diese Zustände (diese neue Armutsentwicklung) als „Verschuldung“ aufbürden?

    Zurück zur Revolution. Was wiederholt sich konkret nach einem Umsturz?
    Zunächst hebt der Umsturz neue Verantwortliche (Machthabende) in die Ämter der Entscheidungsbefugnis und schafft (angeblich) neue Strukturen mit einer breitflächigen Umverteilung der Güter. Die Menschen erlegen sich neue Verpflichtungen auf, nämlich die neuen (o.g.) Ziele umzusetzen.

    Und was passiert?
    Jeder „gesellschaftliche Neu-Start“ mündete bisher im gleichen Desaster. Von Gier und Machtstreben getrieben setzen sich nach gewisser Zeit die alten Strukturen wieder durch, wieder werden über Jahrzehnte Geld und Güter nach oben abgezogen, wieder werden die geschaffenen Werte sukzessive von unten nach oben verteilt, wieder entsteht Armut, auch heute in Deutschland. Die Gier ist so groß, dass sogar die Zerstörung unserer Lebensgrundlage in Kauf genommen wird.

    Und wieder kommen die Verantwortlichen an der Spitze des Staates ihrer ursprünglich eingegangenen Pflicht und Verantwortung für Land und Menschen gerade im sozialen Bereich nicht nach, wieder wird die existentielle Abhängigkeit der Menschen ausgenutzt, wieder entstehen unwürdige Lebensbedingungen, wieder entsteht existentielle Not (aus der neuen deutschen Armut entsprang die Nahrungsmittelverteilung des Vereines „Die Tafel“!). Welche Möglichkeit haben die Armen ohne Revolution? Die bisherige Geschichte zeigt: keine.

    Und wieder versagt die Führung, die Verantwortlichen, die Politik und zwar seit Jahren und mit einer nicht hinnehmbaren Ignoranz der Umstände und mit einer nicht mehr hinnehmbaren Arroganz, siehe Wulff (Vorteilsnahme, Vorteilsgewährung). Ich würde so ein Vorgehen, das Einfordern von Geldern (Ehrensold) aus dem Steuertopf, die die Fleißigen der Gesellschaft erarbeitet haben, seine Einstellung zu Verantwortung und zu den Menschen der Gesellschaft als dreiste Korruption bezeichnen.

    Noch ein Gedanke. Das Prinzip des „persönlichen materiellen Reichtums“ beruht auf Ausbeutung von Natur und Mensch und auf dem Mangel an „gerechter“ Verteilung. Nicht nur der Mensch wehrt sich periodisch gegen die Missstände, auch die Natur schlägt unverkennbar zurück (siehe der bereits eingesetzte Klimawandel). Die Schlussfolgerung muss ein Umdenken sein, nicht auszunutzen sondern zu bewahren, zu schützen, sorgsam und verantwortlich mit allen Ressourcen umzugehen. Der Leitsatz der Bibel „mach dir die Tiere (und Menschen) Untertan“ vertritt die falschen Interessen, denn hierin ist unverkennbar der „Crash“ enthalten.

    Wir brauchen ein Begreifen und ein Umdenken. Der Antrieb zum Arbeiten darf nicht mehr der „persönliche materielle Reichtums“ sein (den die meisten Menschen aufgrund der Strukturen gar nicht erreichen können!). Die Lösung liegt im sorgsamen Umgang mit der Natur als unserer Lebensgrundlage, in der Achtung vor jedem Menschen (Abschaffung der Armut) und in einer kostenlosen Bildung für alle (die ein Begreifen zulässt). Wir brauchen nicht „Brot und Spiele“ (einen Zeit-Vertreib wie im alten Rom), sondern wertvolle und erfreuliche Lebensinhalte für jeden Menschen, die in die Zukunft weisen und führen, ohne zu zerstören.

    Welche Veränderungen führen Ihrer Meinung nach in die Zukunft,
    was sollte verbessert, eingeführt, verändert, abgeschafft werden?

  3. Dr. Peter Lautzas Historiker / Geschichtslehrer sagt:

    Revolutionen sind ‚Umwälzungen‘ (von lat. revolvere), die einen totalen Umbruch kennzeichnen sollen, aber nie dazu führen. (Das ist marxistische Ideologie).

    Alle bekannten Revolutionen verliefen im Prinzip so (auch die kommunistische 1917 in Russland), dass eine unterprivilegierte Schicht, die sich gefühlt und/oder tatsächlich von der herrschenden Schicht über die Maßen benachteiligt fühlte, aus zunächst ideellen und sachlich nachvollziehbaren Gründen den Aufstand gegen eine sich jedem Kompromiss verweigernden Herrschaftsschicht durchführte und dafür auch großen Zulauf erhielt.

    Stets radikalisierte sich eine solche Bewegung aber, „fraß ihre Kinder“, indem sie zu massiver Gewalt griff. Die neuen Herren übernahmen in der Regel die Verhältnisse, die sie bekämpft hatten und bildeten die neue Herrenschicht, sozialpsychologisch durchaus erklärbar. Was die Besitzverhältnisse anbetrifft, so war eine Revolution immer eine gigantische Umverteilung von den reichen zu den armen Schichten, zumindest zu einem Teil davon.

    An den „Verhältnissen“ (nach Brecht), d.h. den Herrschaftsverhältnissen hatte sich aber nichts geändert. Einige Beispiele:

    1789 die Franz. Revolution: Das von jeder polit. Mitsprache ausgeschlossene Bürgertum revolutionierte, Radikalisierung mit vielen Morden unter Robespierre, Besitz-Umverteilung, die 1795 zu einer neuen Schicht führte, Napoleon, der den Adel und die alten Verhältnisse wieder einführte, allerdings mit einigen modernen, wegweisenden Elementen (Code civil u.a.)

    1917 russ. Revolution: von Lenin u.a. gegen das marode und reformfeindliche Zarentum getragene Aufbegehren endete in Blutbädern und Tyrannei, wobei die komm. Funktionäre in ihrer Sonderstellung den Platz des ehem. Adels einnahmen. Der Besitz ging an das „Volk“, letztlich aber an die Funktionärsschicht.

    Die braune Revolution Hitlers: exakt das gleiche Bild. Das meist jüdische Vermögen wurde skrupellos umverteilt.

    Nun ist jede Revolution ein wenig anders, man muss da schon differenzieren. Als Lehre kann man daraus aber ziehen, dass die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen Herrschenden und Beherrschten nicht zu weit auseinandergehen darf.

    Interessant ist aber auch, dass Reformversuche oft nicht greifen, da sie nicht entschieden genug sind (aufgeklärter Absolutismus), und den Umsturz in gewissen Phasen nur noch beschleunigen (Ludwig XVI. im Juni/Juli 1789).

    Was unsere Verhältnisse in der Bundesrepublik betrifft, so sind wir bei allen Problemchen meilenweit von solchen grundsätzlichen Verkantungen entfernt. Unser Armutsproblem ist im historischen Kontext gar keins (bei uns verhungert niemand und ist rechtlos), im Kontext zur übrigen Gesellschaft aber schon ärgerlich (kann und wird aber durch Gegenmaßnahmen gemildert bzw. vielleicht sogar behoben). Man muss bei aller berechtigter Kritik immer die (historische) Relation im Auge behalten, bei allen „Problemen“, die wir haben.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Peter Lautzas
    Geschichtslehrer / Historiker

    http://www.geschichtslehrerverband.de/

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